Les idées heureuses

 

„Les idées heureuses“ –

 

Die glücklichen musikalischen Ideen

der Musiciens de Chambre du Roy

 

Im berühmten posthumen Porträt François Couperins von 1735 hält der Komponist eine Abschrift seines Stückes „Les idées heureuses“.

…Glückliche musikalische Ideen in einem glücklichen Zeitalter, dem „Grand siècle“ der französischen Musik um 1700…:

 Frankreich hat nach dem Pyrenäen- und Westfälischen Frieden und durch Erweiterung des Kolonialreiches die politische und wirtschaftliche Vormacht Europas erreicht, Paris glänzt als kulturelles Zentrum Europas mit aktivem intellektuellen Leben, als Heimat von Enzyklopädisten und neuen Ideen.

Französisch wird zur Universalsprache der gebildeten Klassen Europas, die versuchen, auch Eleganz, Geschmack und neueste Moden der Pariser Salons nachzuahmen.

 Dieser kulturelle Höhepunkt Frankreichs wird durch Louis XIV verkörpert: Der schon zu Lebzeiten legendäre Sonnenkönig versammelt die besten Musiker, Schriftsteller, Maler und Architekten um sich und inszeniert sich so als prunkvollen absolutistischen Herrscher. Selbst Gitarrist und exzellenter Tänzer, ist ihm die Musik ein besonderes Anliegen. Er erklärt die Musik zur Staatsaffaire und fördert intensive musikalische Aktivität und die Entwicklung eines nationalen französischen Musikstils.

 Drei Abende des Königs sind pro Woche für die musikalische Unterhaltung reserviert – zusätzlich zur ständig gegenwärtigen zeremoniellen Musik läßt er sich auch privat in seinen Appartements Kammermusik und Solowerke aufführen. Als Lieblingsmusiker dafür wählt Louis XIV u.a. Marin Marais, François Couperin, Pierre Philidor, Antoine Forqueray, die auch für diese Gelegenheiten Stücke schreiben und zusammen musizieren.

 Alle Komponisten unseres Konzertprogramms sind Kollegen aus dem engen Kreis der Kammermusik, „musique de chambre“, des Königs. Couperin berichtet in einem Vorwort, fast jeden Sonntag des Jahres mit Herrn Philidor kleine Kammerkonzerte beim König zu spielen.

„Les idées heureuses“ zeigt die vielen verschiedenen Facetten französischer Kammermusik: pompöse königliche Ouverturen, Allemanden mit Grandeur, delikate Sarabanden, galante Menuette, volkstümliche Pastorellen und Gigues, sowie lautmalerische Charakterstücke mit freiem Esprit.

 Diese Tänze entsprechen den modischen höfischen Tanzformen und tragen doch die persönliche Empfindung und Handschrift jedes Komponisten: raffinierte instrumentale Virtuosität bei Marais, kunstvoll elegante, graziöse Melodik bei Couperin, zarte Melancholie bei Philidor, charmante Fröhlichkeit bei Hotteterre – alles natürlich im „propre goût“, dem wahren französischen Geschmack.

 Die einzelnen Suiten werden durch Anekdoten und Zitate aus dem französichen Hofleben auf vergnügliche Weise ergänzt.

Dabei sorgen Flöten in hohen und tiefen Lagen und unterschiedliche Besetzungen (solistisch, im Duett, als Trio) für Spannung und Abwechslung.

 

 „…nur französische Komponisten besitzen wahren Geschmack für kleine Stücke, die andere Nationen Bagatellen nennen

(Montéclair im Vorwort zu Brunètes anciènnes et modernes)